Montag, 20. Juli 2020

Hetty E. Verolme - Wir Kinder von Bergen-Belsen


Ich muss zu meiner Schande zugeben, dass ich in meiner Schulzeit mit vielen anderen Dingen beschäftigt war, aber sicher nicht mit der deutschen Geschichte, insbesondere dem Holocaust. Dies hole ich nun die letzten Jahre nach. Neben zahlreichen Dokumentationen, Filmen, Museumsbesuchen helfen natürlich auch Bücher dabei, mein mittlerweile gut ausgebautes Wissen zu vertiefen. Heute stelle ich dir eines dieser Bücher vor.





Buch:

Hetty E. Verolme

Wir Kinder von Bergen-Belsen

Julius Beltz GmbH & Co KG; 02.01.2019

Taschenbuch; 384 Seiten

Preis: Taschenbuch 9,95 Euro / KU kostenlos

Genre: Biografie / Jugendlektüre 





Meine Meinung:


Hettys Erzählstil gefällt mir leider gar nicht. Nun könnte man meinen, dass es daran liegt, dass sie erst 11 Jahre alt ist, als alles für sie beginnt. Doch Hetty schreibt das Buch erst sehr viel später. Für meine Bergriffe gleicht es eher leichter Jugendlektüre und die Dramatik der Geschehnisse werden bei weitem nicht widergespiegelt.


Während sie im niederländischem Getto gefangen ist, erzählt sie von Familienabenden, den Treffen mit den Großeltern. Natürlich auch von Razzien und Abtransporten, aber leider fehlen hier viele erwähnenswerte Details. Im Vergleich dazu, habe ich erst kürzlich den Pianist von Polanski gesehen und da spiegeln sich ganz andere Bilder wieder.


Auch das Zwischenlager Westerbork wird meiner Meinung nach romantisiert. Das könnte dran liegen, dass Hettys Familie immer noch vereint ist. In Bergen-Belsen wendet sich das Blatt etwas. Ihr Vater wird abtransportiert und später auch ihre Mutter. Nun ist Hetty für ihre beiden jüngeren Brüder verantwortlich. Zu diesem Zeitpunkt ist sie 13 Jahre alt. Schnell gesellen sich andere Kinder dazu und Hetty stellt sich selbst als Bezugsperson für all diese Kinder da. Sie nimmt einen Hero Status ein, den sie auch immer wieder erwähnt. Eine unangenehme Darstellung ihrer eigenen Person.


Die vielen Leichen im KZ erwähnt Hetty nur am Rande. Zentrales Thema sind der Hunger und wie sie an Lebensmittel für all diese Kinder kommt. Dabei hilft ihr Schwester Luba. Für diese hat sie schwärmende Worte übrig, die diese mit Sicherheit auch mehr als verdient hat.


Das erste Mal wirklich erschrocken bin ich, als ihr an der Barackentür ein Herz zum Essen angeboten wird. Bisher wurde in keines der von mir bereits gelesenen Bücher, Dokumentationen oder Filmen, Kannibalismus erwähnt. Leider hat sie das Thema auch nur am Rande erwähnt. So zieht sich das durch das gesamte Buch.


Viele wichtige und interessante Details sind sehr schlecht ausgearbeitet. Die Gewalt, Gefahr, das Leid in den verschiedensten Situationen sind somit nicht greifbar. 


Es gibt Bücher zu diesem Thema, die um einiges informativer sind. Dennoch möchte ich Hetty E. Verolme meine Hochachtung für ihren Mut und ihre Stärke aussprechen.

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