Heute
befasse ich mich mit einem wirklich schwierigen und auch heiklen
Thema. Ich scheue mich etwas davor, diese Rezension zu schreiben,
weil ich weiß, dass
es
Menschen da draußen gibt, die entweder selber Krebs haben oder
zumindest jemanden im Umfeld haben, der Krebs hat.
Ich
bin nur eine Beobachterin. Ich bin einer der Menschen, die sagt: „Was
wäre wenn...?“. Somit versuche ich das Buch/ den Film ganz
objektiv und mit dem nötigen Respekt für die Erkrankten und auch
Hinterbliebenen zu behandeln.
Buch:
John Green
Buch:
John Green
Das
Schicksal ist ein mieser Verräter
Deutscher
Taschenbuch Verlag; 12. Auflage 2014
Taschenbuch;
333 Seiten
Meine
Meinung:
Das
Buch:
Der
Schreibstil ist nicht wirklich leicht.
Das
liegt zum einen an der gehobenen Wortwahl des Autors und andererseits
an dem philosophischen Humor, den Hazel und Augustus an den Tag
legen. Für mich schwer nachzuvollziehen, aber durchaus glaubhaft und
interessant.
Für
mich gibt es in diesem Buch vier zentrale Figuren auf die ich
eingehen möchte.
Hazel
Grace
Sie
hat mit dreizehn Jahren ihre Diagnose „nicht heilbarer Krebs“
bekommen.
Sie
lag auch schon im Sterben, doch noch einmal geschafft. Ein
Medikament (vom Autoren erfunden!) hat ihr drei weitere Jahre
verschafft. Ihre Eltern haben damals schon Abschied von ihr genommen
und Hazel wohl auch von ihnen, denn sie macht auf mich den Eindruck,
als hätte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden und aufgegeben.
Ihre Leidenschaft für ein bestimmtes Buch erklärt sich mir folgendermaßen: in diesem Buch wird von einem Mädchen mit dem gleichen Schicksal geschrieben, doch am Ende bricht es einfach mitten im Satz ab. Und somit ist es offen. Hazel beschäftigt aber die Frage, wie geht es weiter? Was wird aus den Hinterbliebenen? Und das ist die zentrale Frage in ihrem Leben und ihr einziger Lebensinhalt.
Was
wird aus den Hinterbliebenen?
Augustus
Ein
17 jähriger, gutaussehender, lebensbejahender, junger Mann. Auch er
hatte Krebs und ihm wurde ein Bein unterhalb des Knies abgenommen. Im
Moment gilt er als geheilt, obwohl man nie sicher sein kann, ob der
Krebs nicht wieder ausbricht.
Bei
Augustus habe ich den Eindruck, als würde er den Krebs
personifizieren. Er lacht ihn aus, verspottet ihn und will ihm
einfach keine Macht einräumen.
Augustus
ist wohl die interessanteste Person für jeden Psychologen.
Warum
Hazel? Will er ihr wieder etwas von seinem Lebensmut geben? Will er
ihr schöne Stunden und Erlebnisse verschaffen, damit sie kämpft?
Oder ist er tatsächlich einfach nur in Hazel verliebt? Ich denke,
Augustus hat ein ausgeprägtes Helfersyndrom und das sieht man auch
in Verbindung mit...
Isaac
Er
hat eine seltene Form von Augenkrebs und bereits ein Glasauge. Nun
haben sie im anderen Auge auch Krebs festgestellt und es soll ihm
demnächst ebenfalls entfernt werden.
Isaac
hat eine Freundin, Marion. Die beiden knutschen, fummeln und sagen
sich alle naselang „für immer“. Das ist wohl ihr Synonym für „
Ich liebe dich“. Aber meiner Meinung nach steckt da viel mehr
dahinter. Hier legt der Autor eine Genialität an den Tag, die man
auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt.
Hazel
beobachtet die beiden und ihr wird bewusst, dass sie das niemals
haben wird. Liebe, Sex und ein „Für immer“... Für sie gibt es
kein „Für immer“.
Kurz
vor der OP macht Marion mit Isaac Schluss und zurück bleibt ein zwar
gesunder, aber von Liebeskummer zerfressener Junge.
Mom
Da
ich in dem Alter von „Mom“ bin und selber zwei Kinder habe, ist
sie die Person, mit der ich mich identifiziere. Mom ist unglaublich.
Sie geht nicht mehr arbeiten, weil Hazel ihre ganze Zeit in Anspruch
nimmt. Sie fährt mit ihr zu Ärzten, zur Selbsthilfegruppe, ins
Einkaufszentrum. Und Mom besitzt die Gabe, Hazel trotz ihrer Sorge
zur Selbstständigkeit zu motivieren. Es ist ihr wichtig, dass Hazel
sich mit Freunden trifft, dass sie einen Jungen kennenlernt und sie
hofft, dass Hazel dadurch mehr Lebensmut bekommt und noch eine Weile
bei ihr bleibt. Eine tolle Mutter und starke Frau. Besonders berührt
hat mich, als sie Hazel sagen musste, dass sie nicht das Geld haben,
um nach Amsterdam zu fliegen. Ich kann ihren Schmerz nachempfinden,
ihrem Kind nicht das geben zu können, was es sich so dringend
wünscht.
Es
gibt noch viele andere Figuren, die für mich aber nicht so einen
wichtigen Stellenwert hatten.
Fazit:
Ein
wunderschönes Buch, welches eine neue Möglichkeit zeigt, mit Krebs
umzugehen. Tiefgründig, nicht immer sensibel, aber hochgradig
faszinierend. Für mich war die Liebesgeschichte von Hazel und
Augustus nur nebensächlich, wenn auch sehr rührend. Da dieses Buch
hat sehr viel Diskussionspotential hat und der Autor eine
außerordentliches, schriftstellerisches Können zeigt vergebe ich 5
von 5 Sternen.
Der
Film:
Der
Film gibt das Buch fast eins zu eins wieder. Es werden nur ein paar
unwichtige Szenen weggelassen.
Während
das Buch mich emotional jedoch nicht so ganz mitnehmen kann, so ist
es das schauspielerische Können von Shailene Woodley, welches mich
sofort in den Bann zieht. Sie ist für mich einer der besten
Jungdarstellerinnen dieser Zeit. Ich kaufe ihr jede Emotion ab. Das
fällt mir vielleicht durch dem Umstand, dass ich das Buch gelesen
habe und ihren Gedankengängen folgen kann, erheblich leichter. Sie
ist es, die mich ab dem zweiten Drittel des Filmes auch des Öfteren
zu Tränen rührt.
Durch
den Film bekomme ich noch einmal einen ganz anderen Blick auf die
Liebesbeziehung zwischen Hazel und Augustus. Romantisch, traurig,
aber auch wunderschön. Einer der wenigen Filme, bei denen ich immer
weinen muss.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen