Dienstag, 6. August 2019

John Green - "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" vs. die Verfilmung von 2014

Heute befasse ich mich mit einem wirklich schwierigen und auch heiklen Thema. Ich scheue mich etwas davor, diese Rezension zu schreiben, weil ich weiß, dass
es Menschen da draußen gibt, die entweder selber Krebs haben oder zumindest jemanden im Umfeld haben, der Krebs hat.
Ich bin nur eine Beobachterin. Ich bin einer der Menschen, die sagt: „Was wäre wenn...?“. Somit versuche ich das Buch/ den Film ganz objektiv und mit dem nötigen Respekt für die Erkrankten und auch Hinterbliebenen zu behandeln.





Buch:

John Green
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Deutscher Taschenbuch Verlag; 12. Auflage 2014
Taschenbuch; 333 Seiten
Genre: Young Adult/ Drama


Meine Meinung:

Das Buch:
Der Schreibstil ist nicht wirklich leicht.
Das liegt zum einen an der gehobenen Wortwahl des Autors und andererseits an dem philosophischen Humor, den Hazel und Augustus an den Tag legen. Für mich schwer nachzuvollziehen, aber durchaus glaubhaft und interessant.

Für mich gibt es in diesem Buch vier zentrale Figuren auf die ich eingehen möchte.

Hazel Grace

Sie hat mit dreizehn Jahren ihre Diagnose „nicht heilbarer Krebs“ bekommen.
Sie lag auch schon im Sterben, doch noch einmal geschafft. Ein Medikament (vom Autoren erfunden!) hat ihr drei weitere Jahre verschafft. Ihre Eltern haben damals schon Abschied von ihr genommen und Hazel wohl auch von ihnen, denn sie macht auf mich den Eindruck, als hätte sie sich mit ihrem Schicksal abgefunden und aufgegeben.

Ihre Leidenschaft für ein bestimmtes Buch erklärt sich mir folgendermaßen: in diesem Buch wird von einem Mädchen mit dem gleichen Schicksal geschrieben, doch am Ende bricht es einfach mitten im Satz ab. Und somit ist es offen. Hazel beschäftigt aber die Frage, wie geht es weiter? Was wird aus den Hinterbliebenen? Und das ist die zentrale Frage in ihrem Leben und ihr einziger Lebensinhalt.
Was wird aus den Hinterbliebenen?

Augustus

Ein 17 jähriger, gutaussehender, lebensbejahender, junger Mann. Auch er hatte Krebs und ihm wurde ein Bein unterhalb des Knies abgenommen. Im Moment gilt er als geheilt, obwohl man nie sicher sein kann, ob der Krebs nicht wieder ausbricht.
Bei Augustus habe ich den Eindruck, als würde er den Krebs personifizieren. Er lacht ihn aus, verspottet ihn und will ihm einfach keine Macht einräumen.
Augustus ist wohl die interessanteste Person für jeden Psychologen.
Warum Hazel? Will er ihr wieder etwas von seinem Lebensmut geben? Will er ihr schöne Stunden und Erlebnisse verschaffen, damit sie kämpft? Oder ist er tatsächlich einfach nur in Hazel verliebt? Ich denke, Augustus hat ein ausgeprägtes Helfersyndrom und das sieht man auch in Verbindung mit...

Isaac

Er hat eine seltene Form von Augenkrebs und bereits ein Glasauge. Nun haben sie im anderen Auge auch Krebs festgestellt und es soll ihm demnächst ebenfalls entfernt werden.
Isaac hat eine Freundin, Marion. Die beiden knutschen, fummeln und sagen sich alle naselang „für immer“. Das ist wohl ihr Synonym für „ Ich liebe dich“. Aber meiner Meinung nach steckt da viel mehr dahinter. Hier legt der Autor eine Genialität an den Tag, die man auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt.
Hazel beobachtet die beiden und ihr wird bewusst, dass sie das niemals haben wird. Liebe, Sex und ein „Für immer“... Für sie gibt es kein „Für immer“.
Kurz vor der OP macht Marion mit Isaac Schluss und zurück bleibt ein zwar gesunder, aber von Liebeskummer zerfressener Junge.

Mom

Da ich in dem Alter von „Mom“ bin und selber zwei Kinder habe, ist sie die Person, mit der ich mich identifiziere. Mom ist unglaublich. Sie geht nicht mehr arbeiten, weil Hazel ihre ganze Zeit in Anspruch nimmt. Sie fährt mit ihr zu Ärzten, zur Selbsthilfegruppe, ins Einkaufszentrum. Und Mom besitzt die Gabe, Hazel trotz ihrer Sorge zur Selbstständigkeit zu motivieren. Es ist ihr wichtig, dass Hazel sich mit Freunden trifft, dass sie einen Jungen kennenlernt und sie hofft, dass Hazel dadurch mehr Lebensmut bekommt und noch eine Weile bei ihr bleibt. Eine tolle Mutter und starke Frau. Besonders berührt hat mich, als sie Hazel sagen musste, dass sie nicht das Geld haben, um nach Amsterdam zu fliegen. Ich kann ihren Schmerz nachempfinden, ihrem Kind nicht das geben zu können, was es sich so dringend wünscht.

Es gibt noch viele andere Figuren, die für mich aber nicht so einen wichtigen Stellenwert hatten.

Fazit:

Ein wunderschönes Buch, welches eine neue Möglichkeit zeigt, mit Krebs umzugehen. Tiefgründig, nicht immer sensibel, aber hochgradig faszinierend. Für mich war die Liebesgeschichte von Hazel und Augustus nur nebensächlich, wenn auch sehr rührend. Da dieses Buch hat sehr viel Diskussionspotential hat und der Autor eine außerordentliches, schriftstellerisches Können zeigt vergebe ich 5 von 5 Sternen.

Der Film:
Der Film gibt das Buch fast eins zu eins wieder. Es werden nur ein paar unwichtige Szenen weggelassen.
Während das Buch mich emotional jedoch nicht so ganz mitnehmen kann, so ist es das schauspielerische Können von Shailene Woodley, welches mich sofort in den Bann zieht. Sie ist für mich einer der besten Jungdarstellerinnen dieser Zeit. Ich kaufe ihr jede Emotion ab. Das fällt mir vielleicht durch dem Umstand, dass ich das Buch gelesen habe und ihren Gedankengängen folgen kann, erheblich leichter. Sie ist es, die mich ab dem zweiten Drittel des Filmes auch des Öfteren zu Tränen rührt.
Durch den Film bekomme ich noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Liebesbeziehung zwischen Hazel und Augustus. Romantisch, traurig, aber auch wunderschön. Einer der wenigen Filme, bei denen ich immer weinen muss. 

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