Es wird Zeit sich mal wieder
etwas ernsterer Lektüre zu widmen.
Wie du ja sicher weißt, bin
ich auch auf Instagram vertreten. Dort bin ich auf dieses Buch gestoßen.
Für mich hat es sich interessant angehört, also geht es damit jetzt weiter.
Buch:
Michael Degen
Nicht alle waren Mörder
Eine Kindheit in Berlin
Ullstein Taschenbuch Verlag;
08. 2009
gebundene Ausgabe; 336 Seiten
Preis: 12,00 Euro
Genre: Literatur mit
historischem Hintergrund
Meine Meinung:
Degen beginnt seine Erzählung
im September 1939.
Zu dieser Zeit ist er neun
Jahre alt und hält ein Konzentrationslager für ein Lager, in dem man sich zu
konzentrieren lernt. Das seinem Vater, der in dieser Zeit abgeholt wird, ganz
andere Dinge geschehen, begreift er erst viel später.
Momentan schützt ihn seine
kindliche Naivität noch vor der Realität und vor dem, was da noch auf ihn
zukommen soll.
So richtig merkt er noch
nicht das hier etwas nicht in Ordnung ist. Erst viele verschiedene
Gegebenheiten führen dazu, dass ein kleiner Junge, sehr schnell erwachsen
werden muss.
So versucht seine Mutter,
seinen um fünf Jahre älteren Bruder, noch über Schweden nach Palästina bringen
zu lassen.
Dann beobachtet er, wie seine
erste große Liebe, nebst Eltern von der SS abgeholt wird. Als dann immer mehr
Menschen um ihn herum verschwinden, fast Mutter den Entschluss, unterzutauchen.
Fortan befinden sie sich auf der Flucht, quer durch Berlin, in verschiedensten
Unterkünften, bei den verschiedensten Menschen.
Das eben diese sich selbst in
größte Gefahr bringen, weil sie Juden verstecken, reflektiert er lange nicht.
Es ist erstaunlich, wie
Degen, nach so langer Zeit immer noch jeden Weg kennt, den sie auf ihrer Flucht
nehmen mussten. Ich als Berlinerin kann ihnen wunderbar folgen. Für andere wird
es da wohl etwas schwieriger.
Sehr gut finde ich auch, dass
ich in diesem Buch Dinge erfahre, die in anderen Büchern um diese Zeit nicht
erwähnt werden oder gar verschwiegen werden.
So bekomme ich hier das erste
Mal den Eindruck, wie unterschiedlich sich die Bomben beim Fallen anhören. Was
Weihnachtsbäume am Himmel sind und dass die Straßen nicht nur voller Trümmer
liegen, sondern auch ein süßlicher Leichengeruch, gemischt mit Rauch und Qualm
in der Luft liegt.
Ebenfalls überrascht und
gleichfalls schockiert bin ich von der Tatsache, als Degen von sexuellen
Übergriffen gegen ihn erzählt. Eine eklige und erschütternde Darstellung dieser
Gegebenheit lässt mich fassungslos zurück.
Wenn auch alles sehr
detailgenau erzählt wird, für mich vieles Neue dabei ist, so muss ich doch
sagen, dass mich in diesem Buch etwas fehlt. Ich kann nicht mal genau benennen
was es ist, aber auf mich wirkt das Buch wie ein runter rattern der Ereignisse.
Manchmal sehe ich einen Hauch von Emotionen, die für mich aber lange nicht
ausreichend sind. Ich finde es gleichzeitig schrecklich und doch faszinierend
zu lesen, wie er diese Zeit erlebt hat. Doch ich kann mich nicht so richtig in
ihn hineinversetzten. Schade, dass schmälert das Buch um einiges, da ich
mitunter gelangweilt bin von dem unzähligen Straßennamen, die aufgezählt
werden. Wer damit besser umgehen kann, findet in diesem Buch eine Quelle des
Wissens, welches meinem Jahrgang (1969) einfach fehlt.
Fazit:
Auch wenn mich das Buch nicht
gänzlich überzeugen kann, so gebe ich doch eine klare Leseempfehlung heraus.
Von mir erhält es aber leider
nur 3/5***
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