Donnerstag, 15. August 2019

Michael Degen - "Nicht alle waren Mörder"


Es wird Zeit sich mal wieder etwas ernsterer Lektüre zu widmen.

Wie du ja sicher weißt, bin ich auch auf  Instagram vertreten. Dort bin ich auf dieses Buch gestoßen. Für mich hat es sich interessant angehört, also geht es damit jetzt weiter.

Buch: 

Michael Degen

Nicht alle waren Mörder

Eine Kindheit in Berlin

Ullstein Taschenbuch Verlag; 08. 2009

gebundene Ausgabe; 336 Seiten

Preis: 12,00 Euro

Genre: Literatur mit historischem Hintergrund






Meine Meinung:



Degen beginnt seine Erzählung im September 1939.

Zu dieser Zeit ist er neun Jahre alt und hält ein Konzentrationslager für ein Lager, in dem man sich zu konzentrieren lernt. Das seinem Vater, der in dieser Zeit abgeholt wird, ganz andere Dinge geschehen, begreift er erst viel später.

Momentan schützt ihn seine kindliche Naivität noch vor der Realität und vor dem, was da noch auf ihn zukommen soll.



So richtig merkt er noch nicht das hier etwas nicht in Ordnung ist. Erst viele verschiedene Gegebenheiten führen dazu, dass ein kleiner Junge, sehr schnell erwachsen werden muss.

So versucht seine Mutter, seinen um fünf Jahre älteren Bruder, noch über Schweden nach Palästina bringen zu lassen.

Dann beobachtet er, wie seine erste große Liebe, nebst Eltern von der SS abgeholt wird. Als dann immer mehr Menschen um ihn herum verschwinden, fast Mutter den Entschluss, unterzutauchen. Fortan befinden sie sich auf der Flucht, quer durch Berlin, in verschiedensten Unterkünften, bei den verschiedensten Menschen.

Das eben diese sich selbst in größte Gefahr bringen, weil sie Juden verstecken, reflektiert er lange nicht.



Es ist erstaunlich, wie Degen, nach so langer Zeit immer noch jeden Weg kennt, den sie auf ihrer Flucht nehmen mussten. Ich als Berlinerin kann ihnen wunderbar folgen. Für andere wird es da wohl etwas schwieriger.



Sehr gut finde ich auch, dass ich in diesem Buch Dinge erfahre, die in anderen Büchern um diese Zeit nicht erwähnt werden oder gar verschwiegen werden.

So bekomme ich hier das erste Mal den Eindruck, wie unterschiedlich sich die Bomben beim Fallen anhören. Was Weihnachtsbäume am Himmel sind und dass die Straßen nicht nur voller Trümmer liegen, sondern auch ein süßlicher Leichengeruch, gemischt mit Rauch und Qualm in der Luft liegt.

Ebenfalls überrascht und gleichfalls schockiert bin ich von der Tatsache, als Degen von sexuellen Übergriffen gegen ihn erzählt. Eine eklige und erschütternde Darstellung dieser Gegebenheit lässt mich fassungslos zurück.



Wenn auch alles sehr detailgenau erzählt wird, für mich vieles Neue dabei ist, so muss ich doch sagen, dass mich in diesem Buch etwas fehlt. Ich kann nicht mal genau benennen was es ist, aber auf mich wirkt das Buch wie ein runter rattern der Ereignisse. Manchmal sehe ich einen Hauch von Emotionen, die für mich aber lange nicht ausreichend sind. Ich finde es gleichzeitig schrecklich und doch faszinierend zu lesen, wie er diese Zeit erlebt hat. Doch ich kann mich nicht so richtig in ihn hineinversetzten. Schade, dass schmälert das Buch um einiges, da ich mitunter gelangweilt bin von dem unzähligen Straßennamen, die aufgezählt werden. Wer damit besser umgehen kann, findet in diesem Buch eine Quelle des Wissens, welches meinem Jahrgang (1969) einfach fehlt.



Fazit:



Auch wenn mich das Buch nicht gänzlich überzeugen kann, so gebe ich doch eine klare Leseempfehlung heraus.

Von mir erhält es aber leider nur 3/5***

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