Mittwoch, 13. Dezember 2017

Türchen 13

Willkommen zurück und viel Spaß mit dem 13. Türchen des „Bücherblog-Freyheit-Adventskalender“s. Zurück zu Sam und Alec.

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Jeder meiner Schritte kam mir unnatürlich laut und störend vor. Meine Mutter hatte eine ihrer Kassetten in dem Chaos im Keller gefunden, sodass bekannte Weihnachtslieder durch das Haus hallten. Mein Vater kam aus der Küche. Er hatte sich wohl Punsch-Nachschub geholt. Als er mich bemerkte, grinste er mich breit an.
„Wir warten alle schon ganz ungeduldig auf dich. Im Wohnzimmer wartet eine Überraschung auf dich.“, teilte er mir mit, während er mich vorsichtig umarmte, um nichts von dem Punsch zu verschütten.
„Da bin ich mir sicher.“, murmelte ich kaum hörbar.
Mein Vater hatte es nicht gehört.
„Kommst du direkt mit oder willst du dir erst noch eine Tasse des wahnsinnig köstlichem und legendärem Punsches holen?“, rief er laut, damit die anderen im Wohnzimmer es auch hören konnten.
Sie antworteten mit zustimmendem Gejubel.
„Wie könnte ich zu so einem Angebot nur nein sagen?“, lachte ich.
Mein Vater klopfte mir wohlgesinnt auf die Schulter und setzte seinen Weg ins Wohnzimmer fort. Wilson folgte ihm.
„Hey, wir wollten doch zusammen in den Kampf treten!“, zischte ich, damit niemand außer dem Hund mich hörte.
Wilson ließ sich von meiner Panik nicht beeindrucken und ließ mich allein im Flur zurück. Toll.
Ich trat an den ausladenden Topf auf dem Herd heran. Als ich den Deckel anhob, traf mich der heiße Dampf und benetzte mein Gesicht. Der Punsch roch genauso, wie ich ihn in Erinnerung hatte: Apfel, Zimt und eine gute Portion Rum. Ungeschickt schenkte ich mir eine Tasse ein. Ich fluchte leise, als mir eine halbe Kelle danebenging.
„Das musst du noch üben, Sam.“, sagte ich zu mir selbst.
„Ich finde, du stellst dich ganz gut an. Du hättest meinen Versuch sehen sollen.“, sagte jemand hinter mir.
Erschrocken ließ ich die Kelle fallen, die laut klappernd zurück in den Topf fiel und mich mit Punsch bespritzte.
„Autsch!“, stieß ich aus und versuchte, die heißen Tropfen so schnell wie möglich aus meinem Gesicht zu wischen.
Alec griff mir an die Schulter, um mich zu sich zu drehen und wischte mir beherzt mit beiden Händen über das feuchte Gesicht. Ich schlug seine Hände fort und entfernte mich ein paar Schritte von ihm. Er ließ die Arme enttäuscht fallen.
„Sam...“, begann er.
„Nein, Alec. Lass gut sein.“, sagte ich verärgert, während ich die Flecken auf meinem Pullover begutachtete.
„Ich wollte dir erzählen, dass deine Eltern mich zu Weihnachten eingeladen haben. Also eigentlich uns beide und sie wollten von mir nur wissen, wo wir dieses Jahr feiern wollen.“, versuchte er sich zu rechtfertigen.
„Na dann danke für die Warnung.“, antwortete ich.
„Um ehrlich zu sein -“, fuhr er schnell fort, als ich mich wegdrehen wollte. „- war ich überrascht, dass sie überhaupt fragten. Dass sie überhaupt mit mir redeten.“
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihnen etwas zu sagen.“, gab ich zu.
Sein Gesicht hellte sich ein wenig auf. Er schob die Ärmel seines Pullovers hoch. Die Muskeln an seinem Unterarm spannten sich an, als er sich an der Lehne eines Stuhls abstützte. Ich rieb mir über die Stirn, um die aufkommenden Gedanken loszuwerden.
„Deine Haare sind kürzer.“, bemerkte er unerwartet.
„Äh, ja. Ich wollte etwas neues.“, sagte ich, völlig aus der Bahn geworfen. „Und heißt es nicht, man bräuchte nach dem Ende einer Beziehung eine neue Frisur?“, fragte ich und spielte mir den Spitzen meiner schulterlangen, haselnussbraunen Haare.
Sein Mund verzog sich leicht bei den Worten, aber in seinen meergrünen Augen blitzte etwas auf. Es sah kurz so aus, als wolle er etwas sagen, dann besann er sich aber eines besseren und fuhr sich seufzend durch die schwarzen Haare.
„Wollt ihr mich den ganzen Abend mit Mom und Dad alleine lassen?“, fragte Nate, der sich eben durch die Tür geschoben hatte.
Alec und ich wechselten einen schnellen Blick, der besagte, dass dieses Thema uns nachher noch einmal beschäftigen würde. Er reichte mir meine Tasse Punsch und ich folgte meinem Bruder in Richtung Lichter und Weihnachtsmusik.

1 Kommentar:

  1. Richtig bildlich beschrieben, wie Sam sich eine Tasse Punsch eingießt und dann bespritzt. Finde ich gut. ;-)

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